Aktuelles aus unserer Tierarztpraxis

Fall des Monats 1

Ein Fall aus der dermatologischen Praxis

Nach einem sehr unglücklichen Anruf seiner Besitzerin kam Fred letzten Sommer in meine Praxis. Was sich mir bot, war ein lebensüberdrüssiger, trauriger, alter Golden Retrieverrüde. Zu diesem Zeitpunkt war Fred 12 Jahre alt. Seine Besitzerin erzählte, dass er nicht mehr spazieren gehen wollte, sehr unruhig war, nicht mehr schlafen konnte und die ganze Zeit, auch nachts, kratzte. So wie Fred damals aussah (Foto 1) kann das wohl auch jeder gut nachvollziehen! Die Krankengeschichte war ergiebig: man wusste, dass der Hund eine Allergie hatte, die sein ganzes Leben lang mehr oder weniger gut mit Medikamenten kontrolliert worden war. In der letzten Zeit waren die Kortisongaben ständig erhöht worden, gewirkt hatte es aber nicht mehr.

Wurmbefall

Bei der dermatologischen Untersuchung konnte man auf Freds Haut so alles finden, was das dermatologische Herz begehrt: Neben einer hochgradigen bakteriellen Infektion und einer Infektion mit Hefepilzen in den Ohren und am ganzen Körper, hatte Fred auch eine generalisierte Demodikose. Dabei handelt es sich um eine Milbenerkrankung. Diese Milben (Foto 2) befallen die Haarfollikel, daher gehen die Haare aus und das verursacht (neben den Bakterien und vor allem den Hefen) einen starken Juckreiz.

Kurzfristig wurde diskutiert, ob denn eine Behandlung bei Fred noch Sinn hätte. Es war klar, dass eine umfangreiche Behandlung, die zeit- und kostenintensiv sein würde, nötig war. Nach einer kurzen Bedenkzeit entschloss sich die Besitzerin für das „ganze Programm“: Antibiotika Tabletten für die bakterielle Hautinfektion, Ohrreinigung und Ohrtropfen für die hochgradige Ohrentzündung auf beiden Seiten, zwei Mal pro Woche ein Vollbad mit einem Shampoo speziell gegen die Hefepilze. Da das Baden daheim sehr schwierig war (Fred wollte oder konnte die Stiegen in den ersten Stock zum Badezimmer nicht hochgehen und die Besitzerin konnte ihn alleine nicht hochtragen) fand jedes zweite Bad bei uns am Hundehof statt. Wie viele von Euch wissen, die schon mal bei uns waren, haben wir eine eigene „Hundebadewanne“, wo man als Vierbeiner über drei Stiegen hochmarschieren und von seinem Menschen dann – für diesen rückenschonend – gewaschen werden kann.

Das alles zusammen war anstrengend für Hund und Frauerl, aber ein guter Start für Fred. Allerdings musste auch gegen den hochgradigen Milbenbefall etwas unternommen werden. Gegen diese Art von Milben reichen leider die üblichen Spot-On Tropfen auf den Nacken nicht aus, sondern es muss ein flüssiger Wirkstoff täglich oral gegeben werden, meistens monatelang bis keine Milben mehr im Hautgeschabsel zu finden sind. Dieses Mittel ist im Großen und Ganzen ganz gut verträglich, allerdings kann es manchmal zu Nebenwirkungen führen – bei Fred äußerte sich das in völliger Verwirrtheit, er wollte nicht mehr gehen, stand in der Ecke und kannte sich nicht aus, wollte nicht mehr fressen. Sein Frauerl war wieder recht verzweifelt und dachte, es geht jetzt doch dem Ende zu. Eine Dosisreduktion brachte aber einerseits den gewünschten Therapieerfolg und Fred wurde andererseits wieder frischer.

Fall des Monats 3

Das Ganze ist jetzt 4-5 Monate her und Fred ist ein völlig neuer Hund, im Aussehen, wie im Verhalten (Foto 3): Bakterien, Hefen und Milben sind kein Problem mehr. Beim Spaziergang fragen alle, die ihn kennen, was man denn mit dem Hund gemacht hätte… Zurzeit kommt Fred noch alle 2 Wochen zum Bad auf den Hundehof, dabei werden auch seine Ohren gereinigt und behandelt. Der Juckreiz ist laut Frauerl minimal und Fred ist für seine 12 Jahre wieder recht lustig unterwegs, schläft nachts durch und zeigt nur gelegentlichen Juckreiz.

Spannend wird es, wenn jetzt der Frühling kommt und wieder alles blüht, was seine Allergie aufflammen lassen kann. Aber es bleibt trotzdem zu erwarten, dass mit regelmäßiger Shampoobehandlung und einem rechtzeitigen Eingriff, wenn der Juckreiz schlimmer werden sollte, die Krankheit für sein restliches Hundeleben gut zu kontrollieren ist – gewusst wie!